Philosophie
Wie man unterrichtet, hängt davon ab, wen man unterrichtet. Klingt banal, wird im Golf aber gern ignoriert. Für einen Konzert-Geiger kann ein guter Ratschlag lauten, Noten und Finger zu vergessen, sich lediglich die Melodie vorzustellen und dem Körper das Ausführen der Bewegungen zu überlassen. Für einen Geigen-Anfänger ist der gleiche Tipp lächerlich.


Auch das ist beim Golf ähnlich. Aber wer hat schon früh genug angefangen? Ich nicht. Mit 16 war mein Fenster offensichtlich schon zu, denn als Amateur habe ich trotz täglichen Trainings 3 Jahre lang furchtbar geslict und bin nicht unter Vorgabe 23,4 gekommen. Es gibt zwar auch erfolgreiche Tourpros, die mit 16 angefangen haben, aber die sind selten und brachten ungeheures Talent mit.

Der Mimifu muss das Golfspiel anders lernen, weil ihm von Haus aus viel weniger gelingt. Beim Hojumut ist der gute Treffer der Normalfall, beim Mimifu die Ausnahme. Seine Bewegungen wirken immer irgendwie ungelenk, und kein Schwung scheint dem anderen zu gleichen. Wenn er ehrlich ist, kann er sein schlechtes Spiel auch weder auf mangelnde Strategie noch auf schlechte Psychologie zurückführen, denn selbst ganz alleine auf der Range fliegen selten zwei Bälle hintereinander ins Ziel.
Er macht also Fehler. Und zwar so viele, dass die Strategie, sie nach und nach auszumerzen, aufgrund der begrenzten Lebenszeit scheitern muss. Deshalb ist hier ein sehr guter Analytiker als Lehrer gefragt. Er muss wissen, welche Fehler zwar die Optik stören, aber nicht die Funktion. Diese Fehler gilt es dann zu ignorieren, damit mehr Zeit fürs Wesentliche bleibt.
Aber selbst wenn der Mimifu genau an den richtigen Details arbeitet, sollte sein Lehrer nicht nur ein guter Diagnostiker sein, sondern auch ein genialer Didaktiker. Bei koordinativen Supertalenten sieht fast jeder Lehrer gut aus; die Minderbegabten sind die Herausforderung.
Da ist Empathie gefordert — und Psychologie, denn Fehlschläge werden auch dann noch häufig vorkommen, wenn man genau an den richtigen Schrauben dreht. Wie heißt es so schön? »Wem Gott hilft, der kommt weiter als wer früh aufsteht.« Und ich ergänze: Wem Gott nicht hilft, der kann nicht auch noch ausschlafen.
Warum hört man so selten davon, dass der Hobbygolfer ganz anders trainieren muss als der Crack?
Meine These: Die meisten Lehrer waren früher Hojumuts und sehen keinen Grund, bei anderen von ihrem erfolgreichen Lernweg abzuweichen. Schließlich können sie erfolgreiche Schüler vorweisen: eben andere Hojumuts. Auch die Forschung weist bisweilen in die falsche Richtung, denn Studien werden fast immer mit Sportstudenten als Probanden besetzt. Da entstehen natürlich andere Ergebnisse, als wenn man mittelbegabte Mittfuffziger nähme, die nur wenig Zeit zum Trainieren haben.

%
Hobbygolfer
- ohne Platzreife 1%
- 54-37 17%
- 36-27 25%
- 26-19 34%
- 18-12 15%
- 11-5 6%
- 4 – ∞ & Pros 2%
